Wie Sie eine Schlafstörung erkennen und wieder gut schlafen lernen.
Dunkle Augenringe, abwesender Blick und eine tiefe Müdigkeit: Rund ein Drittel der Österreicher schläft schlecht. Mehr als die Hälfte leidet an nicht-organischen Schlafstörungen (psychische Ursachen). Um endlich wieder gut schlafen zu können, muss einerseits abgeklärt werden, ob man unter einer ernsthaften Schlafstörungen leidet oder jene Störenfriede ausfindig machen, die einem den Schlaf rauben.
Schlafen ist nicht mehr schick und die Gesellschaft wird zunehmend als „schlaffeindlich“ angesehen. Das sieht auch Schlafspezialistin Univ.-Doz. Dr. Gerda Maria Saletu–Zyhlarz so: „Schick ist derjenige, der möglichst wenig Schlaf braucht und trotzdem am nächsten Tag auf erhöhter Drehzahl läuft.“
Nächtlicher Störenfried: die Technik
„Der Schlaf ist Ausdruck der jeweiligen Lebenssituation und Befindlichkeit“, betont die Schlafmedizinerin. So wirken sich veränderte Lebensumstände auf den Schlaf aus. Schlafprobleme können aber nicht nur bei negativen Ereignissen auftreten. „Wenn etwas ganz Tolles passiert und man überglücklich ist, kann man auch eine Zeit lang schlechter schlafen, weil man von den glückseligen Gedanken so erfüllt ist.“
Veränderte Lebensumstände führen aber in den meisten Fällen zu keiner dauerhaften Schlafstörung, denn gewöhnt man sich an die Veränderungen, schläft man meist auch wieder gut. Wer dennoch über Wochen zu keiner erholsamen Nachtruhe kommt, sollte zuallererst die Störenfriede ausfindig machen. Heutzutage stellt nämlich das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, ein echtes Problem für den Schlaf dar. So wird meist bis spät in die Nacht hinein mit anderen kommuniziert und auch das Fernsehen vor dem Zubettgehen hält uns wach und sorgt dafür, dass wir nicht mehr so gut und schnell einschlafen können. Das künstliche Licht zusammen mit blauen Wellenlängen reduziert die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. „Dadurch verlängert sich die Einschlafzeit und auch die erste Tiefschlafphase ist verkürzt“, erklärt die Schlafspezialistin Saletu-Zyhlarz. Ein großes Problem ist auch, dass viele nicht mehr auf Ihren Schlafbedarf achten und nicht schlafen wollen. „Ein Schlafdefizit kann sich aber auf Dauer negativ auf unsere Befindlichkeit auswirken.“
Schlafstörung: Ja oder nein?
Wenn einen der Gedanke schlafen zu müssen, um am Tag darauf fit zu sein, nachts wach hält und am Schlafen hindert, wird es brenzlig. Denn schläft man über Wochen und sogar Monate schlecht, kann sich eine „erlernte“ Schlafstörung entwickeln. Dann greifen viele auf Schlafmittel zurück, um sich über den nächsten Tag zu helfen. „Eine medikamentöse Behandlung bei Schlafproblemen ist völlig richtig. Das Problem ist nur, dass meist nicht die richtigen Medikamente verabreicht werden. Jede Schlafstörung weist charakteristische Merkmale auf und diese gilt es bei einer Behandlung zu beachten“, betont die Schlafmedizinerin.
Wollen Menschen ihre Schlafstörung gezielt behandeln, ist es sinnvoll, zum Arzt zu gehen. Folgt eine Überweisung ins Schlaflabor, ist eine objektive, eventuell durch Fragebogen gestützte und eine subjektive Anamnese des Patienten wichtig. „Es muss herausgefunden werden, um welche Art der Schlafstörung es sich handelt. Danach soll gezielt behandelt werden. Wenn nach einem auf einer Verdachtsdiagnose basierenden Behandlungsversuch keine Besserung zu sehen ist, ist eine Untersuchung im Schlaflabor erforderlich, wo bei nichtorganischen Schlafstörungen auch geklärt werden kann, ob nicht auch eine begleitende organische Schlafstörung vorliegt“, erklärt die Schlafmedizinerin. Organische Schlafstörungen können unter anderem eine Schlafapnoe (Atemaussetzer während des Schlafens) oder das Restless-Legs-Syndrom sein, bei dem Betroffene beim Einschlafen, den Drang verspüren, die Gliedmaßen zu bewegen und Missempfindungen in Beinen und Armen haben können.
„Der stationäre Aufenthalt im Schlaflabor wird von der Krankenkasse bezahlt, allerdings nur für eine Nacht. Das ist oft zu wenig, um eine klare Diagnose stellen zu können“, kritisiert Saletu-Zyhlarz. Um ernsthaften Schlafstörungen vorzubeugen, empfiehlt sie: „Es ist wichtig, regelmäßige Schlafrhythmen einzuhalten. Man darf sich auch nicht zu viel vom Schlaf erwarten. So ist es etwa im mittleren Erwachsenenalter normal, bis zu 20-mal aufzuwachen.“ Tipp: „Alles, was entspannend ist, fördert den Schlaf, Anspannung verschlechtert den Schlaf.“ Wer dauerhaft nicht gut schläft, sollte versuchen, in ein Schlaflabor zukommen – allerdings sind hier die Wartezeiten sehr lange.