Das Insektizid ist in drei Viertel der weltweit getesteten Proben gefunden worden
Ein Team von Schweizer Wissenschaftern hat zwischen 2015 und 2016 198 Honigproben aus der ganzen Welt auf den Gehalt von Neonikotinoiden untersucht. Die Forscher der Universität Neuenburg und des Botanischen Gartens Neuenburg bezogen die fünf meistgenutzten Neonikotinoiden in ihre Untersuchung ein.
Weitflächige Kontamination durch Insektizid
Wie die Forscher in der Zeitschrift "Science" berichten, enthielten drei von vier Proben mindestens eine der fünf Substanzen. Aufgeschlüsselt nach Regionen ergaben sich große Unterschiede. So waren 86 Prozent der Proben aus Nordamerika kontaminiert, wie die Universität Neuenburg am Donnerstag mitteilte. Neonikotinoid-Rückstände fanden sich in 80 Prozent der asiatischen Proben und in 79 Prozent der europäischen. Am wenigsten kontaminiert waren die Honigproben aus Südamerika (57 Prozent).
Die meisten Proben (45 Prozent) enthielten zwischen zwei und fünf der meistgebrauchten Substanzen. 30 Prozent waren nur mit einer Art Insektengift kontaminiert, jede zehnte Probe enthielt gar vier bis fünf. Dabei bleiben die Konzentrationen der einzelnen Stoffe unter den Grenzwerten für den menschlichen Verzehr, wie die Autoren schreiben. Bei zwei Proben, die alle fünf untersuchten Neonikotinoide auf einmal enthielten, wurde diese Grenze aber überschritten.
Gefahr für Bienen
Die große Mehrheit der untersuchten Proben gefährde die Gesundheit der Konsumenten nicht, resümiert Erstautor Edward Mitchell, Professor im Labor für Biodiversität des Bodens an der Universität Neuenburg. Kritischer ist die Situation für die Bienen. Sie "sind in der ganzen Welt Neonikotinoidkonzentrationen ausgesetzt, die sich auf ihr Verhalten, ihre Physiologie und ihre Fortpflanzung auswirken", wird Mitautor Alexandre Aebi vom Institut für Biologie und Ethnologie der Universität Neuenburg zitiert. 34 Prozent der Honigproben enthielten eine Konzentration, die für Bienen schädlich ist. Die Resultate legen nahe, dass Neonikotinoide einen beträchtlichen Teil der Bienen und anderer Bestäuber in Mitleidenschaft ziehen.
Offen bleibt allerdings die Frage, wie sich der sogenannte Cocktail-Effekt auf Organismen - seien es Bienen oder Menschen - auswirkt. Von diesem Effekt sprechen Wissenschafter, wenn mehrere giftige Substanzen auf einmal vorhanden sind.
Groß angelegte Studien seien bei der Vielzahl an Pestiziden, die in der Schweiz zum Einsatz kommen, schwierig, sagte Mitchell. Die Forschung stütze sich deshalb auf Studien, die eine aktive Substanz untersuchten.