Corona und Teuerungen sind für Einsame in Österreich Brandbeschleuniger: Jede/r Vierte Österreicher/in berichtet von höherer Einsamkeit durch Corona. Jede/r Dritte mit niedrigem Haushaltseinkommen schränkt soziale Kontakte ein.
Einsamkeit ist nicht erst seit der Coronakrise ein Phänomen in Österreich. Die Pandemie und Teuerungen erweisen sich in letzter Zeit allerdings als Brandbeschleuniger, warnte die Caritas am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Einer aktuellen Umfrage zufolge berichtete jede bzw. jeder Vierte von höherer Einsamkeit durch Corona. Auch Armut verschärfe die Lage: Jede bzw. jeder Dritte mit niedrigem Haushaltseinkommen schränke soziale Kontakte ein.
Studie zeigt steigende Einsamkeit in Österreich
„Wir stellten die Frage: Wie einsam ist Österreich? Und die Ergebnisse dieser repräsentativen Befragung machen deutlich: Einsamkeit ist ein Phänomen, dem wir als Gesellschaft dringend mehr Aufmerksamkeit widmen müssen“, berichtet Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien über eine neue Studie, bei der 1.000 Menschen vom Sozialforschungsinstitut SORA in ganz Österreich zum Thema Einsamkeit befragt wurden. „Wir sehen, wie stark das Phänomen Einsamkeit in Österreich heute verbreitet ist. Und deutlich wird auch, dass Pandemie und Inflation ein bereits bestehendes Phänomen wie Brandbeschleuniger verstärken. Sowohl die Pandemie als auch die Teuerungen führen dazu, dass Menschen ihre Sozialkontakte verringern müssen“, betont Schwertner.
Ärmere und ältere Menschen sind einsamer
Jede/r Vierte berichtet, sich aufgrund der Corona Pandemie einsamer zu fühlen. Insgesamt geben 17% der Befragten an, dass sie Sozialkontakte durch die Preisanstiege der jüngeren Vergangenheit einschränken mussten. Besonders hoch ist dieser Anteil bei Personen mit einem Haushaltseinkommen bis 1.500 Euro: Hier musste mehr als jede/r Dritte die Sozialkontakte einschränken. Und auch ältere Menschen geben deutlich häufiger als andere an, „mehr als die Hälfte der Zeit“ einsam zu sein.
Insgesamt räumt fast jede und jeder Dritte ein, dass seine oder ihre Lebensqualität durch Einsamkeit verringert wird. Jede und jeder Vierte wünscht sich mehr soziale Kontakte. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen auch, dass Einsamkeit ein Thema ist, über das nicht gern gesprochen wird. Jeder zweite Befragte ist überzeugt: Einsamkeit ist ein Tabuthema. Und mehr als zwei Drittel der Befragten sind der Meinung: Einsamkeit nimmt zu.
Plaudernetz startet Telefonat-Projekt gegen Einsamkeit
Bei der Frage, welche Lösungen es braucht, um Einsamkeit effektiv zu verringern, erfuhr die Aussage „Ein gutes Telefonat hilft mir dabei, mich weniger einsam zu fühlen“ hohe Zustimmung von zwei Drittel der Befragten. Daher hat die Caritas in Zusammenarbeit mit Magenta Telekom ein Projekt ins Leben gerufen, welches Menschen mit einander verbindet. Nathalie Rau, Geschäftsführerin HR, Magenta Telekom sagt: „Menschen miteinander zu verbinden ist unsere ureigenste Aufgabe. Kommunikation und Digitalisierung sind die Grundlagen einer modernen Gesellschaft. Gemeinsam mit der Caritas haben wir mit Plaudernetz eine Plattform geschafften, die Menschen näher zusammenbringt und leisten damit einen wesentlichen Beitrag gegen Einsamkeit in unserem Land.“
Mit dem Plaudernetz haben Caritas und Magenta einen Nerv getroffen: Mehr als 34.000 Gespräche wurden seit Start im April 2020 geführt, täglich kommen 50 bis 70 Gespräche dazu. Die Gespräche dauern durchschnittlich 25 Minuten. Über 4.100 Plauderpartner*innen haben sich in den vergangenen drei Jahren angemeldet und mehr als 5.500 Anrufer*innen haben die Nummer bereits gewählt.