Wussten Sie, dass Herzinfarkte am Weihnachtsabend und in der Silvesternacht besonders häufig auftreten? Ein kleines bisschen Vorsorge-Wissen kann Leben retten. Lesen Sie, wie Sie als Ersthelfer bei häufigen Notfällen richtig reagieren.
Wer denkt bei einem idyllischen Winter-Spaziergang, einem feierlicher Silvesterabend oder beim einfachen Relaxen vor dem Kamin an einen medizinischen Notfall? Niemand. Und genau hier versteckt sich auch die Tücke: Notfälle passieren dann, wenn man sie nicht erwartet. Sie treffen uns so plötzlich, dass ein Reagieren oft schwierig ist.
Alles ist besser als nichts tun – so viel bringen Experten immer wieder zum Ausdruck. Denn egal, ob eine fremde Person oder ein Familienmitglied plötzlich akut erkrankt, eine „Hilfe-Schwelle“ ist immer vorhanden. Bei Bekannten und Verwandten ist diese zwar niedriger, dennoch kann jeder noch so kleine Moment des Zögerns oder Handelns entscheidend sein.
Im Notfall zählt jede Sekunde
Was Mediziner und Rettungskräfte wissen, negieren Laien im Ernstfall oft unbewusst: Jede Sekunde des Nichtstuns kann bedrohten Personen das Leben kosten. Ideal ist es natürlich, sich schon vor dem Fall der Fälle zu informieren und richtige Ersthilfe-Maßnahmen zu setzen. Der deutsche Notfallmediziner Dr. Falk Stirkat nimmt sich dieser Thematik in seinem Buch „Was uns umbringt. 25 Notfälle und wie Sie darauf reagieren können“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag) an. Anhand vieler Beispiele aus der Praxis erklärt er, wie häufige Notfälle entstehen, wie die entsprechende Ersthilfe funktioniert und warum Hilfe prinzipiell nie falsch sein kann.
Feiertag mit Herzinfarkt
Wussten Sie, dass Herzinfarkte am Weihnachtsabend und in der Silvesternacht besonders häufig auftreten? Das entdeckte eine schwedische Studie, die als mögliche Gründe verstärkten Alkoholkonsum, Schlafmangel, allzu ausgedehnte Schlemmerei sowie Stress oder anderen psychischen Druck vermutet. Sie alle sind Einflüsse, die eine Myokardinfarkt begünstigen. Wie bei sehr vielen Akuterkrankungen sind wir an der Entstehung meist nicht unschuldig: „Obwohl ein Herzinfarkt mehr oder weniger plötzlich auftritt, geht ihm doch in der Regel eine jahrelange Entstehungsphase voraus“, schreibt Dr. Stirkat. „Bis auf wenige Ausnahmen wird eine Herzattacke nämlich von einer Arteriosklerose verursacht.“ Diese Verkalkung der Herzgefäße ist großteils ein Resultat des Lebensstils.
Vorbereitung muss sein
Gegen viele Notfälle gibt es jedoch keinerlei Prophylaxe, sie passieren ohne Zutun oder gänzlich überraschend. Deshalb gilt es, auf die häufigsten vorbereitet zu sein – mit dem nötigen Erste-Hilfe-Wissen und der richtigen Basisausrüstung: Ein komplettes und genormtes Erste-Hilfe-Set gehört in jeden Haushalt und jedes Fahrzeug. Für Allergiker empfiehlt es sich außerdem, Notfalltabletten oder ein „Epi-Pen“ stets mitzuführen.
SOS-Massnahmen
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Kohlenmonoxid-Vergiftung
Stille Gefahr
Geruchslos Eine Vergiftung durch Kohlenmonoxid ist besonders tückisch. „Geruchslos, wie es ist, bahnt es sich den Weg in den menschlichen Körper und tötet dort still und leise“, schreibt Dr. Stirkat. Besondere Gefahr geht in der Heizsaison von alten Verbrennungsöfen und Gasetagenheizungen („Therme“) aus. Aber auch Holzkohlegrills und Autoabgase enthalten das gefährliche Gas. Es ist daher unbedingt notwendig, die Heizgeräte regelmäßig durch Fachpersonal warten zu lassen und Motoren in geschlossenen Räumen abzustellen.
Achtung: Finden Sie eine bewusstlose Person nahe eines Ofens, Grills etc. vor, gilt der Verdacht auf Kohlenmonoxidvergiftung!
Erste Hilfe
Sofort raus! 1. Selbstschutz ist hier essenziell: Verlassen Sie den Raum auf der Stelle! (Sie können in so einem Fall meist nichts mehr tun außer sich selbst in Gefahr bringen.) 2. Notruf wählen und in sicherer Entfernung auf die Rettungskräfte warten. 3. Falls gefahrlos möglich, können Sie versuchen, den geschlossenen Raum mit Frischluft zu fluten.
Herzinfarkt & Schlaganfall
Symptome
Verschluss Der Herzinfarkt wird durch ein verschlossenes Gefäß ausgelöst, welches die Blutzufuhr zum Herzen verhindert. Dies äußert sich typischerweise in Form von stark stechenden Schmerzen in der Brust. „Jedoch können auch andere Symptome wie z. B. Luftnot oder Bauchschmerzen auf einen Infarkt hindeuten“, so Dr. Falk Stirkat in seinem Buch.
Erste Hilfe
Ruhe bewahren 1. Beruhigen Sie die erkrankte Person durch gutes Zureden. Versuchen Sie, die Person in eine aufrechte Sitzposition zu bringen: am besten auf dem Boden mit erhöhtem Oberkörper, z. B. an eine andere Person oder eine Wand gelehnt. Weisen Sie die Person an, langsam und tief durchzuatmen. 2. Notruf absetzen. 3. Beruhigen Sie den Erkrankten weiter. „So wird Stress gemindert, was zu einer Verringerung der Herzarbeit und damit der Belastung des Organs führt“, weiß Dr. Stirkat. 4. Warten Sie auf das Eintreffen der Rettungskräfte.
Schnittverletzung
Häufiger Unfall
Küche Die meisten Unfälle passieren im eigenen Haushalt. Eine große Gefahrenzone ist die Küche: Sehr schnell passieren hier kleinere und größere Malheure, die versorgt werden müssen.
Erste Hilfe
Kleine, schwach blutende Schnittwunden: Bei kleinen, schwach blutenden Wunden ist der wichtigste Schritt, Keime fernzuhalten. 1. Wunde nicht berühren! Wunde kurz bluten lassen, denn das ist die beste „Spülung“. Ist die Wunde verschmutzt, sollte sie unter kaltem Leitungswasser gespült werden. 2. Mit einem Pflaster in passender Größe abkleben.
Tiefere oder stärker blutende Schnittwunden: 1. Verletzten Körperteil des Patienten hochhalten, um den Blutfluss zu reduzieren. Verletzten auf den Boden setzen oder legen. 2. Wundauflage aus dem Erste-Hilfe-Koffer auf die Wunde pressen, danach einen Verband anlegen. 3. Notruf wählen und Verletzten weiter beobachten. (Bei hohem Blutverlust droht ein Kreislaufkollaps.)
Allergischer Schock
Symptome
Immunreaktion Ein allergischer Schock ist eine extreme Form der Allergie, die durch unendlich viele verschiedene Stoffe ausgelöst werden kann. Klassische Anzeichen sind plötzlich auftretende Schwellungen an einer Körperregion oder großflächiger. Niedriger Blutdruck und Atemnot sind ebenfalls häufige Begleiterscheinungen. „Durch die vom Immunsystem ausgelöste Erweiterung der Gefäße kann es zu einem totalen Kollaps des Herz-Kreislauf-Systems kommen“, schreibt Dr. Stirkat.
Erste Hilfe
Rasch handeln 1. Priorität hat es, den Betroffenen so schnell wie möglich vom Auslöser der Allergie zu trennen – sofern dieser bekannt oder erkennbar ist. 2. Fragen Sie nach, ob der Allergiker Notfalltabletten oder ein „Epi-Pen“ mit sich führt. Der Epi-Pen ist eine Spritze, die mit Adrenalin gefüllt ist. Sie wird im Notfall (meist) in den Oberschenkel gespritzt und sorgt für ein schnelles Abklingen der Schwellungen und erleichtert die Atmung. 3. Notruf wählen.
Lebensmittelvergiftung
Symptome
Kurz nach Verzehr Die ersten Symptome treten meist schon kurz nach dem Verzehr von verdorbenen Lebensmitteln auf. Die häufigsten Auslöser der Vergiftung sind Bakterien wie etwa Salmonellen, Campylobacter oder Escherichia coli („E. coli“). Typisch sind leichte bis starke Übelkeit und/oder andere Beschwerden des Magen-Darm-Trakts (z. B. Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen, Sodbrennen). Meist werden diese Anzeichen von generellem Unwohlsein und manchmal auch von Fieber begleitet.
Erste Hilfe
Der Körper versucht, die Eindringlinge möglichst schnell loszuwerden. Dabei verliert er jedoch auch viel Wasser, was rasch zu einer großen Gefahr werden kann. 1. Die erkrankte Person sollte eine liegende Position einnehmen, um möglichst zu entspannen. 2. Viel stilles Wasser trinken ist jetzt ein absolutes Muss, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. 3. Sollten sich die Symptome nicht binnen weniger Stunden deutlich bessern, muss ein Arzt aufgesucht oder gerufen werden.
Verbrennung und Verbrühung
Symptome
Vorsicht heiß Klassische Anzeichen für eine Verbrennung sind Rötungen an der betreffenden Stelle, starke Schmerzen und Blasenbildung.
Erste Hilfe
Kleine Verbrennungen: Kleinflächige Verbrennungen sollten sofort unter fließendem Leitungswasser gekühlt werden. Das verhindert, dass sich die Verbrennung ausbreitet, und lindert die Schmerzen. Achtung: Nicht zu große Areale und nicht am Körperstamm kühlen, es droht Unterkühlung.
Größere Brandwunden und Verbrühungen: 1. Gegebenenfalls Feuer löschen, brennende Kleider mit Wasser oder einer Decke ersticken. 2. Notruf absetzen, Person beruhigen. 3. Verbrühte Kleidung rasch aber vorsichtig entfernen. (Nur, wenn nicht mit Haut verkrustet!) 4. Kleine Oberflächen kühlen. 5. Wunden locker mit keimfreien Verbänden bedecken. 6. Verletzte Person gegebenenfalls zum Wärmeerhalt zudecken. 7. Auf Rettungskräfte warten.
So retten Sie Leben:
Notfallnummern Europa-Notruf: 112 (in allen Ländern der EU und einigen weiteren europäischen Ländern gültig) Rettung: 144 Polizei: 133 Feuerwehr: 122
Tipp: Das eigene Mobiltelefon nicht zur Hand? Notfallnummern können auf den meisten Handys trotz Tastensperre gewählt werden. Die Option „Notruf“ oder „Emergency“ erscheint meist unter der Tasteneingabe. Tippen Sie diese Option an, können Sie die gängigsten Notrufnummern wählen, ohne das Handy zu entsperren.
Die Rettungskette Diese Stationen durchläuft ein Notfallpatient von der Alarmierung des Rettungsdienstes bis Eintreffen in der Notaufnahme: 1. Absichern/Selbstschutz: Von der Ersten Hilfe befreit sind Sie dann, wenn Sie sich durch die Hilfeleistung selbst in Gefahr bringen: Selbstschutz vor Fremdschutz. Fließt Blut, sollte das Infektionsrisiko (HIV, Hepatitis C) beachtet werden. Wenn möglich, Einmalhandschuhe tragen. Sichern Sie gefährliche Unfallstellen immer ab. 2. Notruf: Wählen Sie eine Notrufnummer, die Leitstelle informiert Sie über die wichtigsten Erstmaßnahmen. In manchen Fällen (z. B. bei starken Blutungen) sind wichtige Erstmaßnahmen noch vor dem Notruf zu setzen. 3. Maßnahmen setzen: Trauen Sie sich! Niemand muss sich vor Konsequenzen fürchten, wenn eine Maßnahme nicht komplett richtig ausgeführt wird. 4. Rettungsdienst: Nach Eintreffen der Rettung wird diese weitere Maßnahmen setzen und den Patienten ins Krankenhaus überstellen. 5. Krankenhaus: Nach der Patientenübergabe im Krankenhaus wird der Patient entsprechend seiner Beschwerden vom zuständigen Fachpersonal betreut.
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