Der menschliche Körper ist nicht für Hitzeperioden gemacht. Eine Anpassung an extreme Temperaturen ist zwar prinzipiell möglich, kann aber dauern. So können Sie sich jetzt auf Hitzewelle und Tropennächte vorbereiten.
Es gibt eine Temperatur, die von den meisten Erwachsenen in Mitteleuropa weder als zu heiß noch als zu kalt empfunden wird. Man nennt sie „Neutraltemperatur“. Wie Prof. Hanns-Christian Gunga, Weltraummediziner und Medizinprofessor an der Charité, im Buch „Tödliche Hitze“ expliziert, liegt sie für einen leicht bekleideten Menschen in Ruhe bei mäßiger Luftfeuchtigkeit (50 Prozent) und Windstille bei circa 27 Grad Celsius.
Und der menschliche Körper funktioniert optimal, wenn die Körpertemperatur um 37 Grad Celsius liegt. Erhöht sich die Temperatur um nur 0,5 Grad Celsius, kann die kognitive und körperliche Leistungsfähigkeit bereits abnehmen und ab 39 Grad Celsius droht der Hitzekollaps oder sogar ein lebensbedrohlicher Hitzschlag. Unser Körper ist somit nicht für „heiße Tage“ mit Lufttemperaturen über 30 Grad gemacht. Besonders vulnerabel gegenüber Hitzeexposition sind Menschen über 65 Jahren, Schwangere, Kleinkinder und Personen mit Vorerkrankungen wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes, Parkinson, Niereninsuffizienz oder Asthma.
Vorbereitung auf die Hitzewelle
Der Sommer 2022 war der wärmste je in Europa gemessene, besonders im August lagen die Lufttemperaturen über den bisherigen Spitzen, so Prof. Gunga. Auch in Österreich hat diesen Sommer nun die große Hitzewelle begonnen. Zwar könne man sich prinzipiell Anpassungen an Hitze laut dem Mediziner antrainieren, wie bei Tropen- und Wüstenbewohnern, doch das könne Wochen, Monate oder sogar Jahre in Anspruch nehmen. Allerdings kann man für die nächste Hitzewelle vorsorgen. Wie, erfahren Sie nachstehend.
Gut gerüstet. Auf die „heißen Tage“ kann man sich vorbereiten. Hier verraten wir die besten Maßnahmen vor einer Hitzeperiode.
Räume gut ausstatten
Bringen Sie Vorhänge oder Jalousien an Ihre Fenster an. Dadurch reduziert man Prof. Gunga zufolge nachhaltig das Eindringen der Sonnenstrahlung. Pflanzen dienen außerdem laut der Umweltberatung als Hitzeschutz vor den Fenstern. Zimmerpflanzen kühlen die Räume und befeuchten die Luft. Draußen am Gebäude vermindern sie die Aufheizung und vor den Fenstern spenden sie Schatten. Kaufen Sie sich Ventilatoren – sie bringen Kühlung, sind der Umweltberatung zufolge am billigsten, verbrauchen weniger Energie und sie heizen nicht wie bei Klimageräten die Umgebungsluft vor dem Fenster noch stärker auf.
Tipp: Die Stadt Wien fördert Begrünungsmaßnahmen und außen montierten Sonnenschutz: www.wien.gv.at/sonnenschutz-foerderung
Luftige, Atmungsaktive Stoffe
Kleidung: Kaufen Sie sich für die Hitzewelle Kleidung aus Naturfasern, die luftig und atmungsaktiv ist und den Körper bedeckt, wie etwa Baumwolle oder Leinen – am besten in hellen Farben. Denken Sie daran, Ihren Körper vor übermäßiger Sonneneinstrahlung zu schützen. Vergessen Sie nicht eine Kopfbedeckung, eine Sonnenbrille und Nackenschutz oder einen Sonnenschirm mitzunehmen, wenn Sie hinausgehen.
Bettwäsche: Besorgen Sie sich Bettwäsche aus Seide oder mit Seidenanteil für einen etwas kühlenden Effekt im Sommer. Auch ein leichtes Leinentuch ist angenehm und kann für einen guten Schlaf sorgen.
Die eigene Fitness fördern
Mehr Schwung: Hitze wirkt sich insbesondere auf das Herz-Kreislauf- und das Atmungssystem aus. Durch regelmäßige körperliche Aktivität kann man das Herz-Kreislauf-System stärken und kommt dadurch bei Hitze besser zurecht, etwa durch einen flotten Spaziergang oder mit einem Workout – jedoch nicht in der prallen Sonne! Kreislaufbooster, die auch noch das Atmungssystem fördern, sind zudem Atemübungen, die man täglich am besten gleich nach dem Aufstehen ausführt. Zwei bis drei Runden: Vier Sekunden ein- und sechs Sekunden ausatmen. Dann steigern, indem man die Zeit der Ausatmung erhöht.
Das Auto nicht vergessen
Kann lebensbedrohlich werden: Auch die Fensterflächen des Autos sollte man beim Parken aktiv verschatten. Bei hoher Sonneneinstrahlung kann laut Prof. Gunga innerhalb einer Viertelstunde die Temperatur im Wageninnern über 40 bis 50 Grad Cesius erreichen. Der ÖAMTC empfiehlt daher immer schattige Parkplätze zu finden. Außerdem solle man Sonnenschutzblenden aus Karton verwenden, die im Innenraum hinter die Windschutzscheibe gelegt wernden. Alubeschichtete Folien, die außen über die Frontscheibe gespannt und in den Türen eingeklemmt werden, haben den zusätzlichen Vorteil, dass die sehr große Frontscheibe erst gar nicht heiß wird und Hitze nach innen abstrahlt.
Übrigens sollte das Fahrzeug nicht zu extrem runtergekühlt werden, da man den Körper durch die zu großen Temperaturunterschiede beim Aus- & Einsteigen zu sehr belastet, außerdem verschwendet man zu viel Energie.
Vulnerable Personen
Vor der Hitzewelle klären: Menschen mit Vorerkrankungen, die auf Medikamente angewiesen sind wie etwa Anticholinergika, Amphetamine, Antidepressiva, Antipsychotika, Antihistaminika, Diuretika, Schmerzmittel, Schilddrusenpräparate etc. sollten laut Prof. Gunga die Auswirkungen der Einnahme ihrer Präparate während einer Hitzewelle mit dem Hausarzt oder der Hausärztin besprechen. Vulnerable Personen sollten außerdem die tägliche Trinkmenge laut Prof. Gunga im Vorfeldeiner Hitzeperiode besprechen.