Anteil der Menschen mit problematischem Alkohol- und Drogenkonsum geht zurück.
Die Österreicher scheinen in Sachen Suchtmittelgebrauch einen Weg in Richtung Mäßigung einzuschlagen. Neueste Daten sprechen für einen Rückgang beim problematischen Alkohol-, Drogen- und Zigarettenkonsum. Weniger jugendliche Einsteiger gibt es bei den Opiaten, der Cannabisgebrauch ist stabil. Das erklärten am Montag Experten des neuen Kompetenzzentrums Sucht der Gesundheit Österreich GmbH.
"Die Mehrheit der Österreicher trinkt moderat (Alkohol; Anm.). 14 Prozent trinken in einem problematischen Ausmaß. Männer trinken doppelt so häufig (19 Prozent; Anm.) in einem problematischen Ausmaß wie Frauen (neun Prozent; Anm.)", sagte Julian Strizek von dem mit Anfang des Jahres neu etablierten Zentrum. Als problematisch bzw. gesundheitsgefährdender Alkoholkonsum werden längerfristig mehr als 60 Gramm reinen Alkohols pro Tag (drei Krügel Bier bzw. drei Viertel Wein) bei Männern oder 40 Gramm reinen Alkohols bei Frauen angesehen.
Die Experten stützten sich bei ihren Aussagen besonders auf die 2015 durchgeführte ESPAD-Jugendstudie in Österreich (9., 10. Schulstufe; 8.000 Befragte) und auf die "Bevölkerungserhebung zu Substanzgebrauch" aus dem Jahr 2015 in der Gesamtbevölkerung mit 4.000 Befragten. Aus einer Zeitreihenbetrachtung zwischen 1994 und 2015 ergibt sich, dass der Anteil der Menschen an der österreichischen Bevölkerung, welche gesundheitsgefährdend Alkohol trinken, von 18 auf 14 Prozent gesunken ist. Bei den Schülern sank der tägliche Alkoholkonsum von 14 Gramm im Jahr 2003 auf elf Gramm. Dafür haben sich die ehemals bestandenen Unterschiede zwischen Mädchen und Burschen fast egalisiert.
Jugendliche rauchen weniger
21 Prozent der Österreicher rauchen täglich, elf Prozent gelegentlich. "68 Prozent sind Nichtraucher. Bei Jugendlichen nimmt der Zigarettenkonsum ab", sagte Suchtforscher Alfred Uhl. So hatten 2003 49 Prozent der österreichischen Jugendlichen in den vorangegangenen 30 Tagen zumindest eine Zigarette geraucht. 2015 waren es 29 Prozent. Auch bei den Verkaufszahlen für Zigaretten wurde ein Rückgang registriert. 52 Prozent der Österreicher sind für ein Rauchverbot in der Gastronomie. Bei den Nichtrauchern sind es 69 Prozent, bei den Ex-Rauchern 58 und bei den Gelegenheitsrauchern mit 51 Prozent ebenfalls noch eine Mehrheit. Unter den täglichen oder fast täglichen Rauchern liegt dieser Anteil nur noch bei 19 Prozent.
Gerade erst am vergangenen Wochenende berichtete die Wiener Polizei von der Festnahme zahlreicher mutmaßlicher Straßendealer, die vor allem Cannabis angeboten hatten. Dies trifft auf eine stabile Situation bei den Konsumenten in Österreich. "Der Cannabiskonsum bleibt auf eine kurze Lebensphase beschränkt", sagte Julian Strizek. 35 Prozent der 20- bis 30-Jährigen berichtet, zumindest einmal Cannabis geraucht zu haben. Die Alterskurve jener Personen, die angeben, im Jahr zuvor Cannabis verwendet zu haben, nimmt über Jahre dramatisch ab: von etwa 20 Prozent bei den 20-Jährigen auf fast Null bei den 40-Jährigen. 2004 gaben 30 Prozent der Befragten an, jemals Cannabis verwendet zuhaben (drei Prozent im vorangegangenen Monat; Anm.), 2015 waren es 33 Prozent und nur zwei Prozent im vorangegangenen Monat.
Übrigens sind 86 Prozent der Österreicher für eine Verschreibbarkeit von Cannabis für den medizinischen Gebrauch auf ärztliches Rezept. Vier Prozent der Bevölkerung sind für eine völlige Legalisierung, 42 Prozent für eine Legalisierung unter strenger Kontrolle, elf Prozent wollen Cannabis verbieten, den Konsum aber straffrei stellen. 23 Prozent befürworten "verwaltungsrechtlich" moderate Strafen, nur 20 Prozent sind für "strenge Strafen".