VKI-Ernährungswissenschafterin plädiert für Verkürzung des Mindesthaltbarkeitsdatums und Formulierung "zu verbrauchen bis" für heikles Convenience-Produkt
Verzehrfertig vorgeschnittener Salat aus dem Plastikpackerl ist beliebt, weil er Zeit in der Küche spart. Den Testern des Magazins "Konsument" ist der Appetit darauf vergangen: Bei allen acht untersuchten Produkten haperte es mit Hygiene oder Lagerung. Neben hoher Keimbelastung kritisieren die Konsumentenschützer in der April-Ausgabe welken bis matschigen Inhalt und üblen Geruch.
Die vorgewaschenen gemischten Blattsalate bzw. Mixsalate wurden bei Supermärkten und Diskontern aus dem Kühlregal gekauft, bis zum Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) fachgerecht gelagert und im Labor untersucht. "Die Keimbelastung war so hoch, dass wir vom Verzehr nur abraten können", zog Ernährungswissenschafterin Nina Siegenthaler vom Verein für Konsumenteninformation (VKI) Bilanz. Schwangere, ältere und immungeschwächte Menschen sollten demnach gar keine abgepackten, vorgeschnittenen Salate essen.
Untersuchung
Für die Bewertung herangezogen wurden die Richt- und Warnwerte der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie, da es in Österreich keine Grenzwerte für die mikrobiologische Bewertung von abgepackten Salaten gibt. Bestimmte Bacillus-cereus-Stämme können Lebensmittelvergiftungen auslösen. Die deutschen Experten haben einen Warnwert von 1.000 koloniebildenden Einheiten pro Gramm festgelegt. Bei einem Produkt im Test wurden 450.000 Einheiten pro Gramm gemessen, also das 450-fache, weitere Erzeugnisse lagen ebenfalls deutlich darüber. Bei Hefepilzen wurde der Warnwert von sechs Produkten überschritten. Eine Probe war besonders hoch mit Schimmelpilzen kontaminiert, in einer weiteren fanden sich auch noch Listerien, kritisierten die Tester.
Erschreckendes Fazit
Drei Produkte fielen komplett durch ("nicht zufriedenstellend"), die übrigen Erzeugnisse ergatterten auch nur die Bewertung "weniger zufriedenstellend". "Wenn man die Salate, wie es wohl die Konsumenten tun, ungekühlt nach Hause bringt und womöglich erst zum Ende des MHD verbraucht, verspeist man wahre Keimschleudern", warnte Siegenthaler. "Das Mindesthaltbarkeitsdatum sollte bei abgepackten Salaten deutlich verkürzt werden", forderte die Ernährungswissenschafterin. "Mindestens haltbar bis" solle hier zudem durch "zu verbrauchen bis" ersetzt werden.