Zuerst freut man sich wochenlang auf den wohlverdienten Urlaub, dann hat man die Strapazen des Packens und Reisens hinter sich gebracht, lässt sich im Liegestuhl nieder – und ist prompt krank. Was dahinter steckt, lesen Sie hier.
Das ganze Jahr lang sind Sie von allen möglichen Erkrankungen verschont geblieben, aber ausgerechnet dann, wenn Sie auf Urlaub sind, stellen sich alle möglichen Krankheiten und Wehwehchen ein? Möglicherweise leiden auch Sie am sogenannten „Travel-Sickness-Syndrom“. Geprägt wurde der Begriff für die sogenannte „Freizeitkrankheit“ vom niederländischen Psychologen Adrian Vingerhoets, der sich seit mehr als zehn Jahren mit der Frage beschäftigt, warum sich viele Menschen krank fühlen, sobald sie sich eine Auszeit vom Berufsalltag gönnen, also im Urlaub oder am Wochenende. Wir verraten Ihnen, wer besonders gefährdet ist und welche Maßnahmen vorbeugend helfen.
Ursachen & Symptome
„Das passiert häufig solchen Personen, die in ihrem Job sehr motiviert und ehrgeizig sind, immer alles perfekt machen (wollen), dabei jedoch auf ausreichende Pausen und vor allem auch auf sich selbst vergessen“, erklärt die Psychotherapeutin Dr. Karin Neumann. Es handelt sich dabei oft um Menschen, für die eine Auszeit keine Erholungsphase darstellt, sondern als eine Art innere Leere empfunden wird. Eine mögliche Erklärung für das Auftreten der „Freizeit-Krankheit“ könnte daher im Stress begründet sein: Durch den Druck, den Stress verursacht, wird das Immunsystem stimuliert und arbeitet auf Hochtouren.
Der Körper „weiß“ also, dass er nicht krank werden darf, wenn eine Deadline naht. Sobald dieser Stress wegfällt, fährt das Immunsystem herunter, Bakterien und Viren haben leichtes Spiel. Dazu kommt, dass wir an Urlaubsorten Erregern ausgesetzt sind, an die unser – eben durch Stress schon geschwächtes – Immunsystem nicht gewöhnt ist. Die Folge sind Erkrankungen, die eine körperliche Ursache haben, zum Beispiel Erkältungen, Husten und Schnupfen. Ein weiteres Erklärungsmodell sieht die Ursache in der Psyche verortet: Der Körper von Workaholics ist an den Dauerstress derart gewöhnt, dass auch in Ruhephasen stressähnliche Symptome auftreten, also etwa Kopfschmerzen und bleierne Müdigkeit. Als gemeinsamer Nenner beider Theorien bleibt also als Auslöser Stress.
Abklärung wichtig
Auch wenn die Beschwerden nur minimal sind: Kurieren Sie diese unbedingt aus und übergehen Sie diese Warnsignale nicht. Lassen Sie die Symptome abklären. Wenn körperlich alles in Ordnung ist und der Arzt die Symptome auf Stress zurückführt, ist es sinnvoll, den eigenen Lebensstil und die Berufswahl zu überdenken. Im schlimmsten Fall kann sich nämlich das Ungleichgewicht zwischen Stress und Erholung auch durch schwerwiegendere Erkrankungen, wie etwa einen Herzinfarkt, äußern.
Damit es nicht so weit kommt
Wenn selbst vorbeugende Maßnahmen nicht helfen und die Beschwerden regelmäßig auftreten oder sogar stärker werden, sollten Betroffene nicht nur bei Medizinern, sondern ergänzend auch bei Psychotherapeuten, Coaches oder Supervisoren Hilfe suchen. Diese helfen, die Balance zwischen Arbeit und Freizeit wieder herzustellen.
Dreh- und Angelpunkt ist unser Immunsystem. Ein starkes Immunsystem ist weniger anfällig für Erreger und wird mit diesen auch schneller wieder fertig. Ausreichender Schlaf, ausgewogene vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung, sowie Bewegung an der frischen Luft wirken sich positiv auf das Immunsystem aus. Sauna, Dampfbad und Wechselduschen können einen Trainingseffekt auf das Immunsystem haben und den Körper so weniger anfällig für Erkältungen machen.