Könnte zur Post-Expositions-Prophylaxe schon bei positiven Test angewendet werden.
Ein Asthmaspray im Kampf gegen Covid-19: Bei einer im Fachmagazin "The Lancet" publizierten Studie wurde durch den inhalierten Wirkstoffs Budesonid die Wahrscheinlichkeit von schweren Verläufen um 90 Prozent reduziert. Der Wirkstoff wird bereits in Österreich im Spital verwendet. Laut Studie könnte das Mittel aber schon bei positivem Test zur Post-Expositions-Prophylaxe angewendet werden. Die Ärztekammer forderte das Gesundheitsministerium auf, den Einsatz zu unterstützen.
Budesonid wird zur Behandlung von Asthma oder anderen chronischen Lungenerkrankungen eingesetzt. Ein weiteres Behandlungsfeld sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn. Ein Team von der Universität Oxford hat nun in "The Lancet" von den vielversprechenden Resultaten mit dem Asthmaspray berichtet. Knapp 150 Covid-Erkrankte nahmen an der Studie teil. Dabei wurde Budesonid sieben Tage lang genommen, bei zwei Inhalationen pro Tag. Das Ergebnis: Die Gabe von Budenosid senkte das Risiko eines stationären Spitalsaufenthalts deutlich ab.
Wirkstoff soll schweren Verlauf verhindern
Das Mittel kommt bei Covid-19 in Österreich bereits zum Einsatz, erläuterte die Lungenfachärztin Judith Löffler-Ragg von der Medizinischen Universität Innsbruck, allerdings erst bei starken Beschwerden wie krampfartigem Husten: "In Einzelfällen ist es bereits im klinischen Einsatz. Und zwar ist das ein inhalatives Cortison, das anti-entzündlich wirkt", berichtete Löffler-Ragg im "Ö1 Mittagsjournal" am Montag.
In der Oxford-Studie wurde Budenosid wesentlich früher, als Post-Expositions-Prophylaxe verabreicht, ergänzte Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Klinikum Linz, in der Radiosendung. "Das heißt, jemand wird positiv getestet, und bekommt dann ein Medikament mit dem Ziel, einen schweren Verlauf möglichst zu verhindern." Das mache einen Riesenunterschied, so Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, in einer Aussendung.
"Wir müssen jede Möglichkeit nutzen, um Tote, Erkrankungen und Long-Covid-Fälle zu minimieren, bis wir endlich durchimpfen können. Das wird ja bekanntlich leider noch dauern, da wir einen gravierenden Impfstoffmangel haben", sagte Steinhart. "Das Ministerium sollte sich bei Budesonid um die Unterstützung von entsprechenden Folgestudien, internationale Vernetzung und standardisierte Therapieoptionen kümmern", forderte Steinhart.
Weitere Studien notwendig
Finanziert wurde die Studie an der Universität Oxford von AstraZeneca. Die Ergebnisse seien vielversprechend - mit Einschränkungen, sagte Lamprecht gegenüber dem ORF. Die betreffen etwa das Alter. In der Studie war das Durchschnittsalter 45 - in diesem Alter würden selten schwere Covid-19-Verläufe beobachtet, sagte Lamprecht. "Dort kommen sie zwar auch vor, aber nicht so häufig wie bei älteren Menschen oder Menschen mit anderen Grunderkrankungen."
Die Studienautoren weisen darauf hin, dass die Ergebnisse der Untersuchung mit relativ wenigen Patienten in einer breiter angelegten Studie bestätigt werden müssen. Man brauche "dringend" eine große Phase-III Studie mit etwa 1.000 Patienten, meinte dazu der Leiter des Zentrums für klinische Studien des Universitätsklinikums Jena, Frank M. Brunkhorst, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.